Osteopathische Behandlungstechniken

Osteopathische Behandlung in Soest

In der Osteopathie kommen verschiedene Behandlungs-Techniken zur Anwendung, je nach dem Erscheinungs- und Beschwerdebild des Patienten.

In der Sichtweise des Menschen als Funktionseinheit von Körper, Seele und Geist sind die wahrgenommenen und geschilderten Beschwerden und die Lokalisation dieser Symptome durch den Patienten nicht zwingend auch mit den ursächlichen Funktionsstörungen gleichzusetzen.

 

Die ursächliche Störung kann einerseits im Körper zeitlich vor dem Auftreten der Symptome bestanden haben, andererseits auch an einer anderen Region im Körper zu Tage getreten sein. Der Grund hierfür liegt in der (wunderbaren) Fähigkeit des Menschen, gesundheitliche Störungen jeder Art zunächst selbst zu kompensieren und zu regulieren; ohne, dass dies bewusst wahrgenommen wird.

 

Eine funktionelle Verkettung von Dysfunktionen kann zum Beispiel als klassische Muskel- oder Faszienverspannung entlang einer tastbar verhärteten Struktur auftreten.

In der Regel treten die Beschwerden erst zu Tage, wenn dieses Regulations-Potential annähernd ausgeschöpft ist. Zusätzlich kann diese Fähigkeit zur Kompensation durch andere störende Einflüsse im Umfeld des Menschen beeinträchtig werden (Stress, Unfallereignisse, Stürze), aber auch bereits in der Biographie eines Menschen verwurzelt sein. Im Laufe der »kompensatorischen Bemühungen« kann es zu einer Ausbreitung der ursächlichen Störung (»key lesion« – Schlüsselfunktionsstörung) in andere Funktionskreise kommen, es entsteht eine funktionelle Verkettung von Dysfunktionen.

 

Es kann aber auch zum Überspringen dieser Funktionsstörung in andere kommunizierende Funktionskreise des Körpers kommen. Hier spielen andere Leitungsbahnen (Blut- und Lymphgefäße, Nervenbahnen) als Informationsmedien des Körpers oder die inneren Organe des Körpers eine wesentliche Rolle. Deshalb gehören zu einer ernsthaften und nachhaltigen osteopathischen Behandlung neben muskuloskelettalen auch viszerale und kraniosakrale Techniken (siehe unten).

Der Osteopath nimmt die Störungen auf der jeweiligen Ebene wahr und versucht die heilende Bewegung und Kommunikation zwischen den Strukturen aufzuspüren und zu stärken. Auf diese Weise kann der Selbstheilungsprozess des Menschen wieder sanft angestoßen werden und die Genesung wird auf den Weg gebracht werden.

 

 

Muskuloskelettale Techniken

Die muskuloskelettalen Techniken steuern im Wesentlichen den Bewegungsapparat des Menschen an, es wird u.a. zwischen passiven und aktiven Techniken unterschieden.

Unter den passiven Techniken werden Behandlungen an Faszien, Bandapparat und Kapseln von Gelenken oder von Muskelverspannungen zusammengefasst, bei denen der Patient versucht möglichst entspannt zu sein (und nicht mitzuhelfen – das ist manchmal leichter gesagt als getan, denn schmerzhaftes-verspanntes Gewebe ist oft als Reflex in einer Schonhaltung verkrampft).

Es kann aber auch sein, dass der Arzt den Patienten auffordert eine bestimmte Bewegung gegen seinen Widerstand in einer definierten Richtung auszuführen und dann auf Hinweis loszulassen. Dies beschreibt eine aktive Behandlungstechnik, in der die Mithilfe des Patienten gewünscht ist.

Viszerale Osteopathie

Die viszeralen (inneren) Organe des Körpers unterliegen rhythmischen Bewegungen; diese kann willkürlich (Zwerchfell und Lungen während der Atmung) oder unwillkürlich (Herzschlag; Darmbewegung während der Verdauung) ausgelöst oder eine Organeigenbewegung sein. Die Organe verschieben sich aneinander hin und her (innere Faszien).

Im Rahmen der Viszeralen Osteopathie versucht der Arzt Bewegungen der Organe aufzuspüren und ggf. in eine Richtung zu stimulieren oder eine andere zu bremsen. So kann z.B. eine Verklebung nach Entzündung durch die Behandlung gelöst werden.

 

Die inneren Organe sind im Brust- und Bauchraum und im Becken über innere Faszien als Gleitschicht voneinander getrennt oder aber auch miteinander verbunden (Aufhängung). So kann eine Störung der Beweglichkeit eines Organes diejenige eines anderen Organes beeinflussen. Ähnlich einer äußeren Funktionskette gibt es also auch im Inneren des Körpers Verkettungen, welche bei einer Störung einer Behandlung bedürfen.

 

Vor allem die Verbindung von Organen mit der Wirbelsäule (über Faszien) hat zur Folge, dass bei einer Beeinträchtigung der Beweglichkeit eines Organes eine Störung an der Wirbelsäule in entsprechender Höhe verursacht werden kann. Umgekehrt kann eine Verspannung oder Einschränkung der Beweglichkeit eines Wirbelkörpers die Funktionsstörung eines verbundenen Organes nach sich ziehen. Diese Zusammenhänge sind in der klassischen Schulmedizin über den Nachweis von Nervenverschaltungen bereits seit langem nachgewiesen.

Kraniosakrale Osteopathie

Der Arzt am Wirbelsäulenmodell

Der erwähnte Eigenrhythmus der Organe wurde zuerst von William G. Sutherland, einem amerikanischem Osteopathen, nachgewiesen und gemessen. In der Zwischenzeit wurde diese Eigenbewegung als kraniosakraler Rhythmus bestätigt. Die Schädelknochen (Schädel lat. Cranium) bilden mit den Knochen der Wirbelsäule und dem Kreuzbein (lat. Sacrum) die so genannte kraniosakrale Einheit, eine funktionelle Verbindung, die über Faszien bis in die Hirnhäute einströmt und direkt das Gehirn umgibt.

Auch dieser Rhythmus kann aus unterschiedlicher Ursachen, wie z.B. nach einem (Geburts-)Trauma oder einer einseitigen Druckbelastung durch Fehlstatik, in krankhafter Weise verändert sein. Der osteopathisch tätige Arzt versucht durch die kraniosakrale Osteopathie auf den Rhythmus, die Spannung, die Energie und den Informationsaustausch im System Einfluss zu nehmen und die Selbstheilungskräfte des Patienten zu aktivieren.