Chiropraxis (Manualtherapie)
Die Chiropraxis als Teilgebiet der manuellen Medizin wird von vielen Therapeuten als schnelle und effektive Behandlung gepriesen. Die Behandlung startet meistens mit dem Aufspüren einer muskulären Verspannung. Der Patient wird anschließend in einer bestimmten Körperhaltung gelagert und aufgefordert tief Luft zu holen. Dies verlagert die Aufmerksamkeit des Patienten auf die Atmung und kann zu einer Entspannung der beteiligten Muskelgruppe führen. Beim Ausatmen, während sich der Patient entspannen soll, wird ein kurzer Impuls durch eine ruckartig durchgeführte Bewegung des Behandlers gegeben (sog. Geschwindigkeitsvektor).
Diese Behandlungstechnik empfiehlt sich besonders bei einem akut aufgetretenen Schmerzereignis, das sich nach einer vermeintlich falschen Bewegung gezeigt hat. Häufig führt die Behandlung zum Erfolg.
Ist dieser Zustand jedoch bereits seit Tagen oder Wochen vorhanden, hat sich bereits ein Teufelskreis aus Schmerz, Verspannung und Schonhaltung entwickelt. In dem Fall ist aus osteopathischer Sicht von einer chiropraktischen Behandlung eher abzuraten, denn die Muskulatur ist aufgrund der Schonhaltung des Körpers so stark verspannt, dass die Lösung der Blockade durch die chiropraktische Technik oft nur von vorübergehender Dauer und zudem sehr schmerzhaft ist.
Gerade im Bereich des sog. Iliosakralgelenkes (ISG) treten diese Störungen rezidivierend auf, denn die verspannte Muskulatur zieht die Gelenkpartner nach erfolgreicher Behandlung rasch wieder in die vermeintliche Fehlstellung und der Kreislauf startet oft nach wenigen Tagen von vorn.
Die Sache mit dem »Einrenken«
Nach Ansicht des Osteopathen sind die Begriffe »Ausrenken« und »Einrenken« nicht zielführend.
Manchmal stellen sich Patienten in der Sprechstunde vor und beschreiben, dass sie das Gefühl haben, sich etwas »ausgerenkt« zu haben, das wieder »eingerenkt« werden müsse. Nach Ansicht des Osteopathen sind die Begriffe »Ausrenken« und »Einrenken« nicht zielführend.
Bei genauer Betrachtung beschreibt der Begriff »ausgerenkt« die Blockade eines Gelenkes, die jedoch auf einer schmerzhaft eingeschränkten Beweglichkeit der beteiligten Muskeln beruht.
Das bedeutet, dass ein Gelenk in einer bestimmten Richtung nicht bewegt werden kann, weil ein Muskelspasmus in einer bestimmten Stellung die Gelenkflächen so schmerzhaft aufeinanderzieht, dass eine Bewegung verhindert wird und das Gelenk blockiert erscheint.
Eine manualmedizinische Behandlung sollte hier nach Ansicht der Osteopathen die muskuläre Entspannung durch geeignete Muskeltechniken in den Vordergrund stellen.
Begleitend kann bei dieser Behandlung durch das Lösen des Drucks auf das Gelenk und den Bandapparat ein Knacken/Ploppen auftreten. Ein möglicherweise lautes Knacken ist keinesfalls ein Gütekriterium und schon gar nicht das Ziel einer manualmedizinischen Behandlung. Im Gegenteil wird besonders bei älteren und vorerkrankten Patienten von einer solchen Behandlung abgeraten.
Mehrere groß angelegte Untersuchungen haben belegt, dass Schmerzen an der Wirbelsäule, die nicht auf einer Entzündung oder auf Tumorwachstum beruhen, in über 90% der Fälle auf nachgewiesene muskuläre Verspannungen zurückzuführen sind. Dies sollte Konsequenzen für die Behandlung haben.